Wie der Schanigarten zu seinem Namen kam ...

Wie bei so vielem in Österreich gab es auch in Kaffeehäusern ein strenge Hierarchie, die in alten Zeiten sehr genau ausgelegt und gelebt wurde 😉. Der Patron bzw. die Patronin waren oft eher Gast als Arbeitskraft im eigenen Etablissement. Wollten Sie was wissen, fragten Sie den Oberkellner. Der hatte im Service alles im Blick. Er kannte alle Stammgäste, ihre Vorlieben und sagte den Kellnern was sie zu tun haben. Und die wiederum gaben dem Personal hinter der Bar (oft als „Schanker“ bezeichnet) und der Küche weiter, welche Bestellungen sie pro Tisch benötigen und ließen die „Piccolos“ (meist Lehrlinge) laufen und die Getränke und Speisen sowie die Garderobe zum Tisch bringen bzw. - noch wichtiger – diese abräumen und sauber halten. Der Kassierdame (wie der Name schon sagt, meist eine Frau) - die hatte meist einen eigenen, erhöhten Sitzplatz beim Ausgang - sagte er dann noch (mündlich bzw. per Order-Zettel) was für welchen Tisch zu verrechnen wäre.  

Heute wäre so eine Personaldichte manchmal wünschenswert, aber meist nicht mehr leistbar. Und in so kleinen „Tschumsen“ wie unserer sowie undenkbar. Aber was in der Gastronomie in ganz Wien geblieben ist, ist der sogenannte „Schanigarten“.

Wie kommt der Schanigarten zu seinem Namen?

Der Schani war meist ein Mann, der von Repartur- und Räumarbeiten (von Getränkekisten-Schlichten über Einkäufe bis Kohlekeller befüllen) hin zu kleinen Bauten so gut wie alles erledigte. Man könnte ihn auch als „Hausl“ also als arbeitender Hausmeister bezeichnen – es war ein Typ Mensch, der keine Angst vorm Zupacken hatte bzw. heute wahrscheinlich als männliches „Mädchen für alles“ bezeichnet werden könnte. 

Und so kam es auch, dass dieser Schani zuständig war, die Sitzgelegenheiten für den Außenbereich vorm Lokal oder im Hof zu schaffen. Und weil man dafür einen Namen suchte, geht die Mähr, dass er damit Namensgeber für diesen „Garten“ wurde: Der Schani baute den Garten, den sogenannten Schanigarten.

Draußen sitzen war nicht immer erlaubt

Was noch interessant ist: Restaurants hatten bis Mitte des 18. Jahrhunderts keine Genehmigung für Sitzplätze im Freien. Wie immer ist es findigen Wirten zu verdanken ;) - dass wir heute dennoch die Tradition des Schani- bzw. Gastgartens pflegen. Sie stellten nämlich - um diese Regel zu umgehen - sogenannte “Limonaden-Zelte” vor ihren Gaststätten auf, um den sommerlichen Umsatzflauten entgegenzuwirken.

Rund 1750 gab es dann für einen Restaurantbetreiber im ersten Bezirk in Wien die allererste Genehmigung, Tische und Stühle am Graben vor seinem Lokal aufstellen zu dürfen. Und diese Möbel hat wahrscheinlich sein “Schani” regelmäßig auf- und abgebaut ;)

… das ist doch mal eine schöne Kaffeehaus-Geschichte, nicht?

Heute bauen wir den Schanigarten täglich auf - Früh Morgens stellen die diensthabenden Baristas die paar Stühle und Tische, die wir haben, am Gehsteig zurecht. Und Abends kommen sie wieder ins Lokal. Draußen stehen lassen ist uns inzwischen zu gefährlich - zu oft wurden die Gartenmöbel schon Opfer von Vandalismus… auch eine Seite Wiens, die für leidgeplagte Gastronomen sorgt. Aber diese Geschichte soll ein andermal erzählt werden …

Euer Kaffeegreissler, euer Patrick Schönberger