Heino Ferch mitten auf der Wieden

Als Tatort-Fan habe ich mich ja bereits geoutet. Noch dazu muss ich gestehen: ich liebe Krimis sowieso. In Buchform und natürlich auch digital. Daher bin ich mit sämtlichen TV-Kommissaren aus Film- und Fernsehen bestens bekannt. Natürlich nur virtuell. Und lustigerweise werde ich manchmal selbst für einen ermittelten Kommissar gehalten - der inkognito in Wien für Recherche-Arbeiten unterwegs ist. Letzteres liegt wahrscheinlich an der Charakternase und den grauen Haaren 😉. Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden …

Als “zuagroaster” Wahlwiener und sogenannter Pseudo-Bildungsbürger treibt es mich natürlich auch regelmäßig ins Theater. Denn sind wir uns ehrlich: es ist schon unfassbar gut, welches Kultur-Programm in Wien geboten wird. Egal ob Winter oder Sommer: es wird stets ausgezeichnet aufgespielt, -gesungen und -getanzt. Aber ich schweife ab. “Was hat das alles mit dem Café Schönbergers zu tun?” werdet Ihr jetzt fragen. Was ich eigentlich erzählen will, ist folgende Geschichte, die sich kürzlich bei uns im Café zugetragen hat:

Ein Paar kommt zu uns ins Café und sofort denken wir Diensthabende uns alle: der Mann der Beiden schaut dem Heino Ferch zum Verwechseln ähnlich. Unfassbar! Er beginnt zu sprechen und gleich ist klar: er ist deutscher Landsmann. Mir gehen Bilder von Ferchs Krimis, Komödien, Comedian Harmonists, der Familiensaga Adlon und diversen Burgtheater- & Jedermann Aufführungen durch den Kopf.

Währenddessen fragt er, ob es denn auch was anderes als Kaffee zu trinken gäbe. Wir werden schnell fündig, denn ich biete ihm “Bier, Schnaps oder Wein. Wir hätten sogar einen sehr guten deutschen Riesling (von trinkreif / Gut Hermannsberg) im Sortiment”. Er entscheidet sich - wenn schon in Österreich - der Förderung des lokalen Gedankens folgend - für einen “Grünen Veltliner” vom Weingut Artner aus Carnuntum (NÖ).

Irgendwie will ich’s aber dennoch wissen, ob er das Original ist. Denn ich finde das Werk von Heino Ferch unglaublich beeindruckend. Seine Wandelbarkeit und allen voran diese depressiv intensiven Ermittler-Rollen von “Spuren des Bösen” faszinieren mich! Letzteres kommt dem etwas morbiden Gemüt, dass ich mir in Wien über die Jahre angeeignet habe, sehr entgegen 😉.

Gleichzeitig möchte ich ihn nicht direkt fragen, denn unser Credo lautet “Wir lassen Prominente in Ruhe”. Sie sollen schließlich die Zeit im Café genießen und nicht blöd angequatscht werden. Daher entscheide ich mich, mich doch nicht als Fan zu outen, sondern für meine üblich grantig nonchalante Art, weiter Schmäh zu führen. Manchmal gelingt mir das besser. Manchmal fällt das auch - nicht immer beabsichtigt! - richtig frech aus. So auch dieses Mal:

Wir sprechen weiter - über Österreich und Deutschland und Wien im Speziellen - und ich - in Fahrt kommend - kann es mir nicht verkneifen und sage im Laufe des Diskurses wieder mal etwas politisch völlig Unkorrektes (manche unserer Stammgäste nennen es auch “kleine Publikumsbeschimpfung”), nämlich: “Wissen’s eh: Türken integrieren sich sprachlich wesentlich besser ins Österreichische als Deutsche.” Es folgt: Kurzes Schweigen im gesamten Lokal.

Daraufhin federt Heino Ferchs Begleitung - sie hatte sich im Vorgespräch als Österreicherin geoutet und ist damit bestens mit diesen so “charmanten” Kellner-Gepflogenheiten vertraut - mit einem Augenzwinkern in seine Richtung die Schärfe des von mir Geäußerten etwas ab: “Willkommen in Wien - so ist das hier”! Alle lachen und das Plaudern setzt wieder ein.

Ich musste dann weiter (Liefertermine bei Kunden) und meine Kollegin Sophie übernahm. Später stellte sich heraus, dass es sich tatsächlich um DAS Original (also Heino Ferch himself, wie er leibt und lebt) handelte. Und wie es aussah, fühlte er sich wohl bei uns, denn er blieb noch eine Weile - trotz meiner schrägen Ansprache. Das freut!

Ein unerwarteter Twist zum Schluss: Gleich am nächsten Tag kommt wieder ein Mann ins Café und kauft zwei Packungen Naber Mocca-Bohnen. Er meinte “Die sind ein Mitbringsel für Heino. Der ist nämlich so nett.” Es stellte sich heraus: es war sein Fahrer, der ihm eine Freude machen wollte.

Sehr nette Geste. Wir sagen DANKE und freuen uns für diese Referenz. Und ich schwöre: Beim nächsten Mal oute ich mich als Fan 😉!

Euer Patrick Schönberger, Euer #KaffeePadWien